Regenpartitur
Hügel,
Rücken an Rücken,
verlieren ihre Farben –
grün, blaugrau, weiß.
Und der Wald dort in der Ferne,
ruht einen Moment lang im Arm der Wolken.
bevor er sich auflöst.
bleibt die Erde nass,
und der Duft der Erde –
eine Verschmelzung von Duft und Form.
Regentropfen streicheln
die unreifen Weintrauben,
und die Vögel
spielen auf den Drähten,
einzeln,
paarweise,
sie spielen
auf den Notenlinien
die Stille –
in Schwarz
und Weiß.
Unberührbar
Die Gezeiten meines Körpers
kommen von dir.
Du – fern und unberührbar,
ein Fließen, das nie geschieht.
Ach, wärst du doch Regen –
strömend,
eine Hoffnung,
bereit zu regnen,
unter dem Schleier meines Körpers.
Ich wälze mich in mir selbst,
wie ein unausweichliches Ende.
Beben
Sag es –
sag es noch einmal:
Wie zähmst du das Beben des Frühlings
in meinem Körper,
dass ich
überfließe vor Aufblühen?
Geburt aus der Dunkelheit
Ich entsprang deinem Leib
in jener regnerischen Nacht,
die gegen die Fenster schlug.
Die Schwärze senkte sich herab
auf weiße Laken –
dann,
vom Blut durchtränkt,
wand sich dein pflanzengleicher Körper
um die Leere, um das Nichts.
Das Laken nahm Gestalt an, hob sich –
und ich ward geboren.
Nach der Ernte
Nach der Ernte,
die Nacktheit der offenen Wunden,
und Blut,
das bis zum Horizont reicht.
Ich bin im Nahen Osten geboren.
Dort,
wenn man jede Ecke ausgräbt,
fallen tausend Jahre alte Knochen auf die Erde,
oder die Gebeine von gestern.
Wie Janus
Er sagte: Wie Janus – ein Doppelsein.
Ich entgegnete: Mehr noch. Ich bin vielfach zersprungen. Schon immer.
Ein Teil, der fortgeht. Ein anderer, der bleibt.
Ein Teil, der drängt, der zur Feder greift – er, der zugleich schreibt.
Ein Teil, der mit dir spricht und doch fern ist.
Ein Teil, der sich nach Berührung sehnt, während ein anderer flieht.
Einer verlangt nach Ruhe. Der andere ist rastlos.
Der eine verzehrt sich nach der Wiederbegegnung. Der andere lebt von der Süße des Wartens.
Wie ein Körper, der sich danach verzehrt, Stück um Stück zerlegt zu werden.
Bei jeder Gelegenheit. Mit jedem Windhauch, jedem Sonnenstrahl, in Regentropfen, im Aufflammen des Feuers.
Einer verweilt in der Dunkelheit der Berge, lässt zu, dass die Finsternis sich wie Efeu um ihn schmiegt. Ein anderer harrt des Morgens, der zarten Berührung des Lichts.
Einer sehnt sich nach Vereinigung, der andere nach Entfernung.
Manchmal will ich mit dem Wind vergehen, zerrissen werden, Stück für Stück, Teilchen um Teilchen.
So wird das Auf und Ab ein Leichtes.
Ein Überwinden von Raum und Zeit.
So fließt es – dieses Sein – durch mich hindurch, durch diesen ausgedehnten Leib.
Eine Flucht vor mir selbst, ein Verlassen des Körpers, ein Ankommen in anderen Körpern, die je einem anderen Begehren folgen.
So ist es: Ich zerfalle, um dem Zwang von Raum und Zeit zu entkommen.
Wie Janus.
Vielleicht hatte er recht: Dieses Zersplittertsein ist eben jenes doppelte Wesen.